Just little little up up up…

Wir sind zurück aus den Bergen und haben die Besteigung des Annapurna Basecamps in 4.130m Höhe geschafft!!! Wir sind jetzt allerdings froh, wieder zurück in Kathmandu zu sein, heiße Dusche, trockenes Bett, trockene Klamotten und einfach nur relaxen…

Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend sein könnte, ein bißchen in den Bergen rum zu kraxeln? Hätte man sich physisch sowie auch inhaltlich ein wenig (!!) mehr auf den Basecamp Treck vorbereitet, dann wären wir entweder gar nicht erst losgegangen oder hätten vorher ein dreiwöchiges Trainingscamp der Gurkhas (the toughest fighting forces in the world!!) besucht…Nun gut, da haben sich nun also die beiden Flachlandmuschelschubser aufgemacht, zum A.B.C. in 4.130m Höhe zu marschieren, ohne Trainingscamp, ohne Plan und vor allem mit viel zu viel Gepäck, aber auch das haben wir erst viel zu spät bemerkt… Von Kathmandu ging es am vorletzten Samstag erstmal per Bus nach Pokhara. Die Fahrt ist billig, dauert aber auch 8 Stunden im Gegensatz zu einem einstündigen Flug für 100US$. Man spart wo man kann. Aus dem Kathmandu Valley führte die Strasse durch wunderschöne Landschaft entlang des sich durch die Landschaft windenden Flusses Trisuli, später dann Seti, bis nach Pokhara, das eingebettet in das Annapurnagebirge am Fewa Lake liegt. Pokhara ist der Kickoffpoint für alle Trekker, die im Annapurnagebirge ihr Glück versuchen wollen. Neben mehreren Tagestouren u.ä., Paragliding und Whitewaterrafting besteht dort die Auswahl von zwei verschiedenen grossen Trekkingtouren: Annapurna Circuit (20-28 Tage) oder Annapurna Basecamp (10-14 Tage). Wir hatten uns für den Annapurna Basecamp Treck (kurz A.B.C.) entschieden, weil wir eh nur 14 Tage körperliche Ertüchtigung eingeplant hatten. In Pokhara angekommen wurde uns schnell klar, dass es hier wesentlich heisser und noch viel feuchter war als in Kathmandu. Selbst ein kleiner Dorfbummel brachte uns schon zum Schwitzen. So leisteten wir uns also den Luxus eines Zimmers im Hotel View Point mit Airconditioning für schlappe 16US$ im vierten Stock mit Balkon und Blick auf (noch!) wolkenverhangene Berge. Bis dato hatten wir so gut wie keinen Regen in Kathmandu und in Pokhara lediglich am Abend ein wenig Regen. Monsun war allerdings etwas anderes. Selbst die Locals sagten uns immer wieder, dass es ungewöhnlich klar sei für diese Jahreszeit. So hatten wir auch am kommenden Morgen einen traumhaften Blick auf die Berge des Annapurnamassivs von unserem Bett aus. Mit unserem kleinen nicht mal A5 grossen Büchlein aus Deutschland über den Annapurna Treck (Titel ‚Der Weg ist das Ziel‘ – absoluter Quatsch, wünschte der gesamte Treck wäre wie der Tag auf dem Pass gewesen) ging es dann am kommenden Tag, nach einem letzten ausgiebigen Frühstück im Hotel, per Taxi zum Ausgangspunkt unseres Wanderabenteuers nach Phedi

Fewa Lake in Pokhara     Pokhara

 

Trekkingtagebuch einer Reise zum Annapurna Basecamp A.B.C.  4.130m

Tag 1: Phedi (1.130m) – Tolka (1.700m), Dauer ca. 8Std.

Gegen 10Uhr morgens, nach einer halbstündigen Taxifahrt von Pokhara aus, erreichten wir nun also endlich Phedi, das aus nur zwei Hütten am Strassenrand bestand, bestückt mit kalten Getränken und einer freundlich grinsenden Nepalesin, die längst zu wissen schien, was uns in den kommenden Tagen blühen würde dort oben in den Bergen. Am Tag zuvor in der Behörde für Trekkingpermits sagte man uns, dass lediglich 15 Leute dort oben seien auf dem Weg zum A.B.C., es sei ja auch schließlich Monsunzeit und absolut keine Trekkingzeit. Mmmh, warum nur? Ist doch super, wenn nur wenige Touris unterwegs sind, dachten wir uns. Spätestens nach dem ersten Tag war uns klar, warum kein Schwein hier draußen am Wandern war: scheiße heiß und 500% Luftfeuchte! Aber man versicherte uns, dass mindestens eine Hütte in jedem Dorf geöffnet sei zur Übernachtung. Puha! Am Einstiegspunkt in die feuchtheiße Trekkinghölle trafen wir nun also gleich einen der Wenigen, der sich ebenfalls für ein bißchen Adventure entschieden hatte: Sam the Kiwi und sein nepalesischer Guide Chitra. Sam (ausgesprochen ‘Sääähhm‘ – was wir später von ihm lernen sollten) grüßte uns nur kurz mit einem schlichten neuseeländischen ‘yeah bro, how youre doing, bro, yeah, see ya at A.B.C.‘ und zog nur mit Flipflops besohlt und kleinem Daypack mit seinem Guide an uns vorbei. Nils und ich schauten uns an, nickten uns kurz zu und stellten mit leichter Überheblichkeit in unseren Stimmen fest, dass der arme Kiwi es wohl kaum mit seinen Flipflops ins A.B.C. schaffen würde. Wir dummen Muschelschubser!! Als erstes galt es bei 35Grad und Saunafeeling (nix da 45° Klönschnacksauna, das war gefühlte 90° Pfahlsauna) einen wildbewachsenen Treppenanstieg von 500 Höhenmetern zu überwinden. Ziel Dhampus auf 1.580m. Es eröffneten sich von dort oben aus traumhafte Blicke auf das Flussbett, die umliegenden Berge und eine endlose Weite hinunter ins Tal. Das waren wohl unsere letzten weiten Blicke für die kommenden Tage, da es von nun an nur noch up and down durch enge tropisch bewaldete Schluchten ohne jeglichen Weitblick ging. Gemächlich wanderten wir durch treppenartig angelegte Reisfelder, vorbei an kleinen Hütten der Reisbauern immer weiter, bis wir nach einiger Zeit und gefühlten ausgeschwitzten 5 Litern Körperflüssigkeit Pothana (1.870m) erreichten. Weiter ging es auf den Pass des ersten Tages nach Pitam Deurali auf 2.100m. Leider verweigerte uns Annapurna South (7.219m) und der Hiunchuli (6.501m) jeglichen Blick, stattdessen fanden wir uns dort oben völlig fertig und verschwitzt in fluffige Wolken gehüllt. Pause für einen Masala Tea und ein Pläuschchen mit der Wirtin. Dort oben trafen wir überraschenderweise auch unseren Kiwi Sam samt Guide wieder. ‘on the way to tolka?‘ …‘yeah bro, staying overnigt in tolka, bro!‘… Naja, man sieht sich dann heut abend. Rucksäcke auf und weiter. Der Weg ist das Ziel, immer und immer wieder sollte uns das motivieren auf den riesigen Steintreppen (als ‘steep stairs‘ in unserer Karte verzeichnet und unser aller neues Hasswort!) Richtung Tolka, aber aus irgendeinem Grunde funktionierte dieser Satz kein Stück. Wir hatten mittlerweile mindestens 6 Stunden in den Beinen und nur noch Bock auf Ziel und nicht mehr Weg! Erst ging es immer weiter hinunter, um eine Hängebrücke über den gewaltigen Seitencanyon des Flusses Modi Khola zu überqueren, dann immer weiter hinauf. Endlich nach insgesamt 8 Stunden Schinderei erreichten wir am ersten Abend Tolka auf 1.700m. Und wer saß da schon munter mit einem Raaksi (nepalesischer Wein aus Malz, der bestimmt blind macht) vor der einzigen geöffneten Unterkunft? Sääähhm! ‘yeah bro, nice place, have some raaksi, bro‘ So verbrachten wir also unseren ersten Abend bei lecker Dal Bhat und Momos mit Sam und Chitra bei Kerzenschein mangels Stromanbindung in Tolka im Sunlight Tourist Guesthouse. Hier lernten wir zum erstem Mal, dass es überall in den Bergen über eine Stunde dauert, dass Essen zuzubereiten. Von nun an wurde mittags und abends Essen bestellt, bevor auch nur der Rucksack vom Rücken war. Nachdem das Essen über eine Stunde zubereitet wurde und anschließend innerhalb von 10 Minuten von uns hungrig verschlungen wurde, kam von Sam die Frage nach Marihuana auf.(Wächst hier in den Bergen am Wegesrand!) Unsere Hausmutti brachte daraufhin einen riesen Strauch Marihuana, so groß wie ein Strauß Lilien von Blume2000 und drückte ihn Sam in die Hand… In der folgenden Nacht zog über uns das gruseligste Gewitter hinweg, dass wir je erlebt hatten und wir waren froh, als wir am Morgen unversehrt in unseren feuchtklammen Betten aufwachten.

Tag 1 - Blick ins Tal     Tag 1 - Reisfelder

Tag 1 - Schwitzen     Tag 1 - good stuff

Tag 2: Tolka (1.700m) – Chomrong (2.170m), Dauer ca. 10Std.

5.30Uhr waren wir wach, Katzenwäsche und runter zum Frühstück, das grundsätzlich schneller serviert wurde als das Abendessen. Heisser Kaffee, Pancake und Omelette sollte uns für das Tagesziel Chomrong (2.170m) stärken. 7Uhr Abmarsch. Schnell hatten Sam und Chitra uns hinter sich gelassen und so irrten wir durch das Dickicht des nepalesischen Urwalds auf der Suche nach dem nächsten Ort, den wir passieren sollten: New Bridge auf 1.340m. Schon nach kurzer Zeit fanden wir Nachrichten von Sam in den Waldboden geschrieben. Erst ‚GERMANY‘ dann 150m weiter ‚APE‘ dann ‚U‘ weiter unten ‚ALIVE‘ … das versetzte uns doch in eine etwas längere Denkpause. Wir, die german apes? Denkt er, wir sind Affen und macht sich lustig? Neuseeländischer Humor? Es war eine simple Frage: Germany, are you alive?? Seither heissen wir für Sam die German Apes!! 😉 Kurze Zeit später der erste Unfall. Nils rutscht aus und macht sich richtig lang. Sein Arm ist aufgeschrammt und einer seiner Trekkingstöcke einfach durchgebrochen. Scheiß Qualität. Weiter geht es mit blutigem Arm und einem Stock hinunter nach Happy Leechiland (leech = Blutegel). Schon bevor wir überhaupt nach Nepal gereist waren, hatte ich gelesen, dass während der Monsunzeit der Treck zum A.B.C. auch Blutegeltreck genannt wird. Das bekamen wir nun am eigenen Leib zu spüren. Am Morgen hatten wir von unseren Family des Sunlight Guesthouse ein ‘leechdevice‘, unsere heimliche Waffe gegen Blutegel bekommen: ein Stock mit einem feuchten Säckchen Salz. Hat sich ein Blutegel in die Haut gefressen, einfach Salzbeutelchen drauf und er fällt ab. Unser Leechdevice half aber leider nicht gegen das in einem aufsteigende Ekelgefühl, dass zwischen den Zehen Blutegel gerade Mittag machten. Alle fünf Minuten Schuhcheck. Die Blutegel waren einfach überall. Und dann kamen wir Ussel auch noch vom Weg ab und liefen querfeldein den wohl für Kühe und Esel angelegten Weg, der bis oben hin zugeschissen und voll Blutegel war. Immer wieder riefen wir uns den Titel unseren Guidebooks in Erinnerung; Der Weg ist das Ziel! Dann ist das hier aber wirklich ein scheiß Ziel. Endlich New Bridge (1.340m), wunderbar, Halbzeit. Ein paar Kekse einwerfen, ein Snickers und dann ab nach Chomrong, kann ja nicht mehr so weit sein. In der prallen Mittagshitze mussten wir uns nun mehrere Stunden auf sonnenbeschienenen Hängen und ‚steep stairs‘ hinauf nach Jhinudanda (1.780m) schleppen, kein Schatten, nix, nur Stufen über Stufen. Mittlerweile verfluchten wir unsere schweren Rucksäcke, alles Mist, den kein Mensch auf so einem Treck braucht. Damit war eine weitere und nicht die letzte Lektion fürs Trekken gelernt. Nehme nur ein Hemd, eine Hose und eine Zahnbürste mit! In Jhinudanda auf 1.780m angekommen, war ich bereits mit meinen Kräften am Ende. Pause! Heute noch bis Chomrong und dann morgen wieder nach Hause, das ist doch Quälerei, dachte ich mir insgeheim. In dem einzigen geöffneten Restaurant trafen wir auf Martin, den lustigen Holländer, den wir bereits am Grenzübergang Tibet/Nepal kennengelernt hatten. Ebenso wie wir war auch er völlig hinüber. Er sagte uns, dass der Kiwi und sein Guide bereits vor einer ganzen Weile Jhinudanda passiert hatten – barfuß. Nun zogen auch noch dicke Regenwolken auf. Kurzerhand heuerte ich einen der Kellner der kleinen Gaststube an, mir meinen Rucksack ins zwei Stunden entfernte Chomrong zu schleppen. Schnell waren die 300NR (=3€) verhandelt und los ging es. Leichtfüßig wie eine Elfe flog der Junge über die verfluchten ‚steep stairs‘, hingegen wir uns Stufe für Stufe weiter ‚little zick zack‘ schwerfällig nach oben Richtung Chomrong quälten. Schon nach zehn Minuten schüttete der nepalesische Himmel kübelweise Regenwasser auf uns nieder. Es war zum Kotzen. Regenjacke anziehen? Mmh, die war leider in meinem Rucksack schon mit der leichtfüßigen Elfe den Berg hinauf geflogen…drauf geschissen, war eh alles nass geschwitzt! Bis auf die Knochen durchnässt erreichten wir nach 2,5 Stunden endlich Chomrong. Und wer saß dort schon in der guten Stube mit einem Raaksi vor der Nase? Sääähhm! ‚yeah bro, didnt think you would make it, bro, cheers mate‘. Wir hatten es tatsächlich geschafft, 2.170m waren erreicht, für den heutigen Tag fast 800 Höhenmeter überwunden, die sich wie die Besteigung des Kilimandscharo angefühlt hatten. Nun erstmal eine heiße Kartoffelsuppe und eine Dusche. Die Zimmer inkl. Betten und Kopfkissen waren wie auch in der letzten Nacht (und allen folgenden) total klamm und muffelig. Mangels Alternativen versuchten wir uns großherzig mit der lokalen Situation zu arrangieren – was blieb uns auch anderes übrig.

Tag 2 - Sunlight Lodge     Tag 2 - way to chomrong

Tag 2 - Bamboo Bridge     Tag 2 - die Elfe

Tag 3: Chomrong (2.170m) – Dobhan (2.520m), Dauer ca. 7Std.

Der gestrige Anstieg hatte zumindest schon mal uns und unsere oranje Nachbarn zusammen geschweißt. Martin war froh, einfach nur zu folgen und nicht mehr zu denken. Das ging uns in den nächsten Tagen allen so, einfach nur folgen und das Gehirn ausschalten: follow the group! Schon am Abend kam Sams Guide Chitra mit der Frage auf, ob er nicht meinen Rucksack tragen solle, dann bräuchte ich mir keinen zusätzlichen Porter nehmen. Er und Sam würden auch slowly, slowly gehen…Gut, dann eben so. Rein in die komplett nassen Klamotten vom Vortag, um 7.30Uhr Abmarsch. Stundenlanger Abstieg über ‚steep stairs‘ zum Fluß Chomrong Khola. Von wegen slowly slowly, Chitra und Sam rannten die Stufen hinunter wie Irre. Nun war Anpassung gefragt, Tempo halten und Zähne zusammen beißen. Unten an der Suspension Bridge (1.800m) angekommen, begann nun also der nervenaufreibende Anstieg über ‚steep stairs‘ hinauf nach Sinuwa auf 2.360m. Alles in der prallen Sonne am Hang der engen Schlucht des Gebirges. Die Blicke hinüber nach Chomrong machten einem in diesem Moment klar, was für Höhen man dort erklimmt. Und immer wieder der gleiche Blick: grüne bewaldete Hänge in einer engen Schlucht. Keine weiten Ausblicke aufs Land nur Wald, Wald und Wald. Vom Tal hinauf schoben sich schon wieder die ersten Wolken gen Himmel. Nun hieß es, hacken in den Teer haun und schnell zum Nachtlager, damit nicht alles wieder durchnässt ist. Erst ging es weiter hinauf nach Kuldhigar (2.600m), um dann durch einen schattigen Bambuswald wieder hinabzusteigen. Gegen Mittag erreichten wir zum Lunch Bamboo auf 2.325m. Uns immer eine gute Stunde voraus lief der Engländer Mark mit seinem nepalesischen Guide B.B., die wir bereits am Vormittag im Vorbeifliegen kennengelernt hatten. Mark trainiert militärische Truppen im Oman, ist ein Tier und entsprechend schnell unterwegs. In Neuseeland sagt man übrigens ‚fridge with a head‘ – ist viel lustiger als Schrank oder Tier. Nach dem Lunch ging es mit unserer mittlerweile fünfköpfigen Truppe weiter nach Dhoban auf 2.520m. Wie auch den Tag zuvor fing es nun an zu regnen, meine Regenjacke diesmal in Reichweite. Erschöpft aber nur halb so frustriert wie am Vortag erreichten wir am Nachmittag nach insgesamt 7 anstrengenden Stunden endlich Dobhan, wo Mark und B.B. schon auf uns warteten. Somit war unsere Kombo für die kommenden Tage formiert. Kiwi Sam& Guide Chitra, Military Mark&Guide B.B., unser holländischer Theologe Martin und Floh&Fricke! Außer uns waren eh nur noch die drei ‚crazy koreans‘ unterwegs – sonst kein Mensch. Die Koreaner sprachen so gut wie kein Wort Englisch. Einige Tage später beim Abstieg, wir hatten bereits unser Nachtlager bezogen, kamen die Koreaner durch den Ort gehetzt auf dem Weg weiter hinunter Richtung Tal. Auf die Frage, ob sie zumindest eine Taschenlampe hätten bei der Dunkelheit, meinten sie nur verwirrt ‚we have mobile phone‘…crazy koreans!! Ein paar Leute haben wir auf deren Abstieg getroffen, kurzer Chat, mehr nicht. Alle sagten, dass es die ganze Zeit oben geregnet hätte. Bis jetzt waren wir ja nur ab nachmittags mit Regen geplagt. Good luck. (Chitra: keep tight, don’t fight!)

Tag 3 - die Männer     Tag 3 - Bergpanorama

Tag 3 - the group     Tag 3 - Brückenüberquerung

Tag 4: Dobhan (2.520m) – M.B.C. (3.700m), Dauer ca. 7Std.

Guten Morgen! 5.30Uhr Aufstehen. Lecker Porridge, Cheese Omelette und Masala Tea zum Frühstück. Der Himmel war klar und der Ausblick auf den Machhapuchhre (6.997m) grandios. Endlich wunderschöne schneebedeckte Gipfel vor uns. Tagesziel war vorerst Deurali auf 3.200m. Das Tempo war hoch, aber wir konnten mithalten. Bereits um 11Uhr kamen wir in Deurali an, ganz schön aus der Puste, aber bereits auf dem Weg hatten wir uns mit dem Gedanken angefreundet, dass wir eventuell noch bis Machhapuchhre Basecamp (M.B.C.) weiterlaufen könnten. Nach 1,5Std. Pause, Veg Cheese Momos und Potatoe Soup ging es dann doch noch weiter zum M.B.C.. Dies ist der letzte Stop, bevor es zum A.B.C. hochgeht. Diese Strecke sollte man aber am besten morgens vor Sonnenaufgang machen, da dann die besten Chancen auf eine klare Sicht auf Annapurna I (zehnthöchste Berg der Welt 8.091m) und Machhapuchhre (6.997m) gibt. Also ging es im einsetzenden Dauerregen begleitet von durstigen Blutegeln und immer dünner werdender Luft von Deurali (3.200m) weitere 500 Höhenmeter hinauf zum Machhapuchhre Basecamp (M.B.C. 3.700m)! Nach weniger als zwei Stunden hatten wir auch diese Etappe mit allen Teilnehmern erfolgreich geschafft und konnten stolz auf uns sein. Auch wenn wir dort oben in Wolken gehüllt ankamen, alles feucht und klamm war, so feierten wir doch dieses Etappenziel gemeinsam bei mehreren Flaschen Rum mit Cola im Gemeinschaftsraum unserer Lodge. Dort oben waren die Temperaturen alles andere als tropisch und so kuschelten wir uns in dem einzigen warmen Raum der Lodge in unsere Schlafsäcke, setzten unsere Mützen auf und verbrachten den Abend mit Warten aufs Abendessen und nepalesischen Kartenspielen, die B.B. uns beigebracht hatte.

Tag 4 - Guten Morgen     Tag 4 - Wasserfälle

Tag 4 - Floh&Fricke     Tag 4 - M.B.C.

Tag 5: M.B.C. (3.700m) – A.B.C. (4.130m) – Bamboo (2.325m), Dauer ca. 10Std.

Um 4.30Uhr klingelte irgendwo zwischen den papierdünnen Wänden der aneinandergereihten Zimmer ein Wecker. Nichts rührte sich. Wir pellten uns aus dem mummelig warmen Schlafsack, um einen Blick auf die Berge zu werfen. Alles wolkenverhangen, kein Berg in Sicht. Zurück in den warmen Schlafsack. Um 5Uhr dann plötzlich B.B. an unserer Tür ‚Vipkaa, get up, we are leaving now!‘ Wir kletterten so schnell es ging aus den Schlafsäcken raus und in unsere klammen Trekkingklamotten hinein, Schuhe an und raus. Und da lagen die verschneiten Bergkuppen vor uns, ganz nah auf einmal, nur wenige Wolken umringten das Bergmassiv mit seinen gewaltigen Gletschern. 5.15Uhr Abmarsch zum langersehnten Ziel dem Annapurna Basecamp. So wie Sam jeden Tag mit Flipflops ausgestattet seine Etappen lief, versuchte auch Martin heute seine mit Blasen übersäten, wunden Füsse zu schonen und in Flipflops zum A.B.C. zu laufen – keine gute Idee. Zudem war er schon seit einigen Tagen mit Durchfall geschwächt. So ließen Nils und ich recht schnell Martin und dann auch Sam (‚my stomach is turning upside down, bro…‘) hinter uns und genossen alleine die wunderschöne Weite der Landschaft. Unser Guide Chitra hatte sich bereits nach 10 Minuten verabschiedet, Kopfschmerzen vom Rum ;-), nur Military Mark und sein Guide B.B. waren schon vor uns unterwegs. Eine Stunde später erreichten wir voller Glückseeligkeit das Annapurna Basecamp auf 4.130m Höhe. Nur wenige Minuten nach Ankunft dann kletterte die Sonne über die verschneiten Bergkuppen des Machhapuchhre (Fishtail 6.997m) und überflutete das Plateau mit seinen Blumenwiesen, dem eiskalten Gletscherbach, den verschneiten Hängen des Annapurna I (8.091m) und den mit Gebetsfahnen behängten Gipfelpunkt des Annapurna Basecamps mit Sonnenschein…diesen wundervollen Moment an diesem so atemberaubenden Ort werden wir wohl nie vergessen!! Hinter uns lagen vier mehr als anstrengende Tage, vergessen waren die schmerzenden Achillissehnen, die kaputten Knie, die Blasen an den Füssen und all die schlaflosen Nächte. Eine unbeschreibliche Ruhe breitete sich dort oben aus…Dann kamen auch Sam und Martin im Camp an. Nach vielen Fotos, die wir bei wolkenlosem Himmel machen konnten, gab es dann einen heißen Masala Tea zur Stärkung. Dann begann der lange und zähe Abstieg hinunter ins Tal. Auf dem Rückweg holten wir dann erst einmal unsere Klamotten im M.B.C. ab und frühstückten dort ausgiebig mit gekochten Eiern und Gurung Bread, bevor es an den Abstieg ging. Mittlerweile hatten sich am Himmel und um die wunderschönen snowcapped mountains Wolken gehängt, nur die Spitzen schauten noch heraus, aber wir hatten nur einen Gedanken im Kopf: WE MADE IT TO THE TOP!!! Um 10.30Uhr ging es mit der kompletten Truppe hinunter Richtung Deurali zurück auf 3.200m. Martin ging es zusehends schlechter und wir machten uns große Sorgen. In Deurali angekommen, entschied Martin, dort vorerst zu bleiben, er könne nicht weitergehen. Seine Sätze wurden stets von einem weiteren Sprint zum Klo unterbrochen. Auch das Drängen von Military Mark ‚you have to stay with the group, i carry your bag‘ konnte Martin nicht überzeugen. So überließen wir Martin seinem Schicksal und Montezumas Rache und stiegen weiter zügig ab. Gegen Mittag erreichten wir Himalaya auf 2.900m zum Lunchen. In mein Tagebuch schrieb ich: ‚lost Martin on the way‘. Alle schienen besorgt und auch ein wenig traurig zu sein, als würde sich unsere Gruppe langsam auflösen. Aber wie ein Wunder erschien Martin nach einer Stunde auf den Stufen am Ortseingang von Himalaya! ‚yeah martin, you’re back, bro‘. Da hatten die beiden Immodium lingual von Military Mark (mittlerweile nur noch Dr.Bob!) wohl Wirkung gezeigt. So setzten wir alle gemeinsam den Abstieg über Dhoban nach Bamboo fort, wo wir die nächste Nacht verbringen sollten. Das Tempo ein wenig verlangsamt, so konnte auch unser kranker Holländer mithalten und wir erreichten nach insgesamt 10 Stunden Tagespensum endlich Bamboo auf 2.245m. Ein lustiger Abend mit viel Bier, lecker Essen und endlosen Kartenspielen folgte, bis wir uns in unsere feuchten Zimmer zum Schlafen verkrochen. Was für ein Tag!

Tag 5 - A.B.C. Grüsse nach HH     Tag 5 - Martin, Nils, Wiebke u. Sam

Tag 5 - Nils & B.B.     Tag 5 - Gebetsfahnen

Tag 5 - Naked Kiwi     Tag 5 - Annapurna Basecamp

Tag 5 - Abstieg durch Wolken     Tag 5 - Nils & Sääähhm

Tag 6: Bamboo (2.325m) – Syauli Bazar (1.220m), Dauer ca. 12Std.

Der heutige Tag sollte nicht unbedingt in die Trekkinggeschichte des Annapurnagebirges eingehen. Dies war einer dieser bekloppten Tage, an denen keiner mehr einen klaren Gedanken fassen konnte geschweige denn eine richtige Entscheidung treffen konnte. Um 5.30Uhr Aufstehen, Frühstück und los. Tagesziel sollte eigentlich Jhinudanada sein, wo auch Dr.Bob und Guide B.B. übernachten wollten. Die beiden wollten bereits am nächsten Tag eine andere Route hinunter ins Tal einschlagen als wir. Die Sonne brezelte auf unsere müden und erschöpften Köpfe. Je tiefer wir abstiegen, umso tropischer wurde das Klima wieder, Saunafeeling bei brütender Hitze, der Schweiß lief uns mal wieder in Bächen am Körper hinunter. Von Sinuwa (2.360m) ging es steil über ‚fucking steep stairs‘ hinunter zur Suspension Bridge auf gefühlte 0,0m über NN, um dann einen einzigartig übelst anstrengenden Anstieg über ‚even more fucking steep stairs‘ in glühender Hitze nach Chomrong auf 2.170m hinzulegen. An der Fishtail Lodge angekommen, blieb mir nur noch die Kraft für einen ordentlichen Heulkrampf. Ich war am Ende meiner Kräfte angelangt. Nils hingegen schien ganz ok zu sein. Lunch mit Veg cheese Momos und Dal Bhat. Mit Pudding in den Knien und schmerzenden Achillissehnen setzten wir den Abstieg nach dem Mittag fort. Keiner von uns hatte mehr so richtig einen Blick für die Landschaft. Es machte sich unwillkürlich das Gefühl breit ‚dass wir noch einen langen Trekkingtag vor uns hatten. Kiwi Sam wiegte immer wieder den Kopf und sagte ‚lets see how far we get tonight, bro‘. Meine Hirntätigkeit beschränkte sich mittlerweile aufs Atmen und Nichtstolpern, bloß nicht lang machen. Nach gefühlten 5 Stunden erreichten wir Jhinudanda auf 1.780m. Dr.Bob hatte mit B.B. bereits Quartier bezogen und geduscht – ein Traum hier zu übernachten. Einfach sitzenbleiben, mal sehen was passiert. Unser Guide Chitra hatte sich mit meinem Rucksack bereits einen Ort zuvor zurückfallen lassen, da er angeblich einen alten Schulfreund getroffen hatte. Dr.Bob und B.B. wurden herzlich verabschiedet und weiter ging der Abstieg. Nach einer guten Stunde holte auch Chitra uns wieder ein, sehr aufgedreht und gesprächig, seine Schuhe hatten sich bei dem Abstieg leider auch noch verabschiedet und so war er barfuß unterwegs. Uns schien, als wäre eine kleine Fahne an uns vorbeigezogen…Das gleiche Spiel im nächsten Ort. Chitra ‚I’ll catch up with you‘ – wir liefen also weiter vor, mittlerweile hatte Sam die Führung der Gruppe übernommen. Ein bißchen sorgenvoll erreichen wir etwas später ohne Chitra New Bridge auf 1.340m. Wir warteten am anderen Ende der Brücke eine ganze Weile auf ihn, bis er torkelnd den Hang hinunter kam, immer noch mit meinem Rucksack beladen. Er schwankte über die riesige Brücke. Als er uns erreichte wollte er sich lallend auf einen der Brückenpfeiler setzen aber rutschte ab. Nils konnte ihn Gott sei Dank auffangen – dort ging es mindestens 50m tief in den rauschen Fluß Modi Khola hinunter. Mit einmal wurde uns schockartig klar, dass Chitra vollkommen betrunken war. Unter lauthals lallendem Protest nahmen ihm meinen Rucksack ab und spannten Chitra hinter Nils und vor Martin ein. Weiter ging es hinab Richtung Tal. Man fragt sich nun unwillkürlich, warum wir nicht einfach in New Bridge übernachtet haben. Problem des Ganzen war Sams fehlende Permit für das Annapurnagebirge. Er musste nun also noch an diesem Tag soweit es geht Richtung Nyalam kommen, um vor Öffnung der Permit Checkpoints Nyalam zu durchqueren. In diesem Moment wollten wir Sam nun auch nicht mit Chitra allein lassen und so setzten wir gemeinsam den Wahnsinnsabstieg dieses Tages fort. Die Gewitter der letzten Nacht hatten ihre Spuren hinterlassen im Gebirge und so mussten wir über einen riesigen Erdrutsch klettern, um den Hauptweg zu erreichen. Auf diesem Erdrutsch verabschiedeten sich nun auch noch Kiwi Sams heilige Reef Flipflops, die ihn doch so treu bis zum A.B.C. getragen hatten. Das einzige, was natürlich zu allem Überfluss fehlte, war Regen: Monsun! Da rollten auch schon die riesigen, dunklen Monsunwolken auf uns zu und machten ihrem Namen alle Ehre. Der Himmel öffnete seine Schleusen und schloss sie erst am folgenden Tag wieder. Wir erreichten bei Dunkelheit Syauli Bazaar auf 1.220m nach 12 Stunden Dauermarsch.

 Tag 6 - Bergpanorama     Tag 6 - völlig geschafft!!

Tag 6 - New Bridge     Tag 6 - Angekommen in Syauli Bazaar

Tag 7: Syauli Bazar (1.220m) – Nayapul (1.070m), Dauer ca. 3Std.

Um 6Uhr verlässt Sam mit Guide Chitra die Lodge und macht sich auf den Weg Richtung Endpunkt unseres Trekkingabenteuers: Nayapul (1.070m). Nach einem Masala Tea und Porridge folgten auch wir dem Gespann Richtung Heimat. Der Regen hatte endlich aufgehört, aber die Folgen des Monsunregens der letzten Nacht stellten uns stets vor neue Aufgaben. Wie durchquere ich einen Fluss ohne Brücke? Das Fazit nach endlosem Steineindenflusswerfen waren nasse Schuhe. Zu diesem Zeitpunkt war uns dreien bereits alles scheißegal. Nach knappen drei Stunden erreichten wir den Checkpoint in Nayapul. Brav legten wir unsere Permits vor und unterschrieben unseren Checkout. Ein Blick auf die Outgoingliste zeigte uns, dass kein Kiwi den Checkpoint offiziell passiert hatte. Statt geplanten 10-14 Tagen haben wir für den Treck nun doch nur 6 Tage und 3 Stunden benötigt. Unglaublich! Wir hatten uns mit Sam in einem kleinen Restaurant in Nayapul verabredet, wo er bereits mit Chitra gemeinsam einige Raaksis vernichtet hatte. Wiedersehensfreude! Nach einem riesen Teller Chicken Momos blieb uns nur noch die Heimfahrt nach Pokhara mit dem Local Bus. ‚yeah bro, let’s sit on the roof, mate‘ – und so hockten wir alle neben unseren Rucksäcken auf dem Dach des Busses, 2,5Stunden Fahrt nach Pokhara (820m) vor uns. Und da waren sie auf einmal wieder, diese fiesen dicken Wolken, die ersten Regentropfen, dann mehr und mehr. Durchnässt bis auf die Haut froren wir im Fahrtwind auf dem Dach des Busses. Nach einer Stunde hatten wir nun endgültig die Nase voll und wollten hinunter in den trockenen Bus. ‚sorry mam, we are full‘ brüllt uns der Busfahrer aus seiner trockenen Kabine entgegen. Was?? Nun gut, Ruhe bewahren, Zähne zusammenbeißen und durch.

Und dann gab es nur noch eine heiße Dusche, ein weiches trockenes Bett und eine ordentliche Portion Schlaf!! Den Abend verbrachten wir im schrabbeligen Lumbini Restaurant mit der alten Kombo aus den Bergen mit viel Bier und dem besten Essen seit Tagen. Auch wenn der Abend in einem billigen nepalesischen Stripclub in Pokhara endete (ich meine immer noch, dass es ein Puff war!), so hatten wir doch alle mehr oder weniger unseren Spaß!

Tag 7 - Abstieg durch Wolken     Tag 7 - Wasserfall

Tag 7 - Wiedersehen in Nyalam     Tag 7 - Ab nach Pokhara!! 

Goodbye Annapurna Mountains!!!  😉

Auf gehts zum Annapurna Basecamp…

Morgen früh um 6.30Uhr gehts es für uns schon wieder weiter ins ca. 8 Buststunden entfernte Pokhara. Das ist sozusagen der Startingpoint für alle Trekker, die im Annapurnagebirge unterwegs sind. Wir haben uns für den 14tägigen Annapurna Basecamp Trek entschieden, ohne Guide, ohne Porter und nur mit Rucksack und Landkarte ausgerüstet. Wir hoffen, dass uns der Monsun keinen Strich durch die Rechnung machen wird!! Es ist zwar sehr heiß und feucht hier in Kathmandu, aber es regnet nur abends oder in der Nacht. Daumen drücken!!!

old kathmandu

 wickelrockschlunzenfloh

Freak Street

Viele Grüsse an all unsere treuen Weblogleser!!!! Namaste

Welcome to Kathmandu

Empfangen wurden wir in Nepal mit ausgebreiteten Armen…es fühlt sich an, als würden wir auf eine bestimmte Art nach Hause kommen…

Aber erstmal von vorne…

Am Sonntag ging es in Lhasa nach einem schönen Dachterrassenfrühstück recht früh morgens los. Samt Guide und unserem super Fahrer fuhren wir ein letztes Mal durch die Stadt, entlang am Potala Palace hinaus ins tibetische Hochland. Die Gesamtstrecke von Lhasa zur nepalesischen Grenze Zhangmu beträgt ca. 900km.

Frühstück auf der Dachterrasse     Potala Palace

Derzeit ist es nicht möglich als Individualreisender durch Tibet zu reisen. Man bekommt vor allem keine Permit, und ohne Permit kannst du nicht einmal eine Tempelanlage oder ein Museum besuchen, geschweige denn die Grenze nach Nepal passieren. So muss man nun also eine ‚Gruppe‘ bilden. Gruppe kann auch ein einzelner Reisender sein, allerdings benötigt man einen Guide und einen Fahrer samt Wagen. Wir haben also unsere eigene kleine Gruppe zu zweit gebildet, 10 Tage Tibet bis zum Grenzübergang nach Nepal. Das hat wirklich alles wunderbar geklappt, auch wenn es derzeit kein Schnäppchen ist, nach Tibet zu reisen. Aber wer weiß, wann man wieder die Gelegenheit bekommt, dass Land zu bereisen?!

Wir fuhren also am Sonntag als erstes ca. 260km auf dem Friendship Highway Richtung Gyantse (‚Königlicher Gipfel‘), einer kleinen tibetischen Stadt, die ehemaliger Umschlagplatz für Yak- und Schafswolle war, was kaum vorstellbar ist bei dem kleinen Dorf auf 4.040m Höhe, das heute durch seine chinesischen Betonbauten gekennzeichnet ist. Auf dem Weg dorthin konnten wir uns kaum sattsehen an dem wunderschönen Bergpanorama mit schneebedeckten 7.000ern um uns herum. Noch waren die Strassen wunderbar geteert, alles suppi und unser Fahrer konnte trotz 40kmh Speedlimit mit fast 100 Sachen durch die kurvige Landschaft kacheln. Eines muss man ihm lassen, er hat uns lebend bis zur nepalesischen Grenze gebracht, trotz der widrigen Strassenverhältnisse!

Himmel überm Hochland    Fahrer, Nils&Guide 

Erstes absolutes Highlight war die Fahrt zum Yamdrok Pass hinauf, eine enge endlos in den Hang gewundene Strasse mit Blick ins Tal. Oben am Pass angekommen auf ca.4.900m Höhe eröffnete sich uns der wundervolle Blick auf den längsten See Tibets, den Yamdrok Lake. Das war mehr als beeindruckend dort oben zu stehen und auf den See herunter zu schauen. Der See breitet sich in Form eines Skorpions aus und misst von Ost nach West über 130km und zählt zu den drei heiligen Seen Tibets. Die Strasse führte nun entlang des Sees und wir entdeckten die besten Kitespots am See, Flachwasser, viel Wind und eine atemberaubende Umgebung. Naja, nicht ganz so gut angebunden wie St Peter Ording, aber das ist mal was besonderes: Kitesurfing in Tibet! Falls es mit der Architektur irgendwann nicht mehr klappen sollte, machen wir hier unser Business auf 😉

Pass am Yamdrok Tso     Floh u. Fricke am Yamdrok Tso

Nach dem Lunch ging es weiter nach Gyantse, wo wir uns die Tempelanlage ‚Pälkhor Chöde‘ ansahen mit der einzigen in Tibet erhaltenen ‚Kumbum Chörten‘, der ein dreidimensionales, begehbaresMandala darstellt. Nett. Bis spätestens 18Uhr allerdings mussten wir Shigatse noch erreichen, um uns dort die wunderschöne Tempelanlage  Tashi Lunpho (‚Berg des Glücks‘) anzusehen. Und da wir bereits so spät dort waren, hatten wir die Anlage fast für uns alleine. Danach gab es noch lecker Dinner und ein kühles Local Beer in einem netten Restaurant, danach ab ins Hotel. Unser Guide hatte uns schon beim Essen gesagt, dass er einen ‘very nice room‘ für uns bekommen hatte-wir waren gespannt. Das Hotel war recht abgewrackt (da wussten wir noch nicht, wie die folgende Nacht sein würde!) aber unser Zimmer war tatsächlich die Präsidenten Suite mit Wohnzimmer und Schlafzimmer, das Bett breit wie lang…das Licht funktionierte kaum, die Dusche gar nicht…nun gut, so ist es halt in den rural areas of tibet.

calling buddha     Floh und fricke

protector     tibetische Frau

Uns war vorher nicht wirklich klar, dass wir den folgenden Tag über 500km im Auto verbringen würden und dass es unglaublich anstrengend werden würde bei diesen tibetischen Strassenverhältnissen. Die ersten Stunden waren wunderschön, gewundene Strassen über Pässe bis zu 5.300m Höhe, weite Landschaft, traumhafte Ausblicke und 8.000er um uns herum. Und mit einem Mal lasen wir ein Schild: Mt. Everest Base Camp turn left! Und da lag er auch schon vor uns, der höchste Berg der Welt!! Majestätisch eingerahmt von schneebedeckten Bergen, umhüllt von einer recht dichten Wolkendecke schaute der Gipfel des Mt. Everest heraus!!! WOW! Wie auch damals in Darjeeling hatten wir das Glück, den wunderschönen Berg aus nächster Nähe zu sehen. Das bedeutet hoffentlich weiterhin viel Glück für unsere Reise!

Pass     Mt. Everest

Springfloh     Gebetsfahnen

Mit dem guten Gefühl, dass sich uns der höchste Berg der Welt gezeigt hat fuhren wir weiter gen nepalesischer Grenze. Gegen Mittag machten wir zum Lunchen halt in einem Kaff, das lediglich aus einer Strasse mit ein paar heruntergekommenen Häusern, ein paar Rudeln wilder Hunde und dem Snowland Hotel bestand. Das Hotel war mehr oder weniger eine Behausung, mehr nicht. Wir wurden also in einen Raum geführt, in dem lauthals chinesisches Fernsehen auf tibetisch übersetzt lief. Es gab Vegetable fried rice und chow mein, das allerdings von sonst woher gebracht wurde und auch so schmeckte. Das Klo bestand mal wieder nur aus einer Hütte mit einem Loch im Boden und zwei Meter darunter tanzten die Fliegen Tango auf der Scheisse der letzten drei Wochen. Gut dass wir vorher gegessen hatten.

mittag     Rapsfeld

Wir waren froh, diesen gruseligen Ort zu verlassen. Kurz hinter dem Ortsausgang gab es mal wieder einen Checkpoint. Chinesische Soldaten kontrollieren die Pässe und Permits. Während unser Guide also alles Formelle regelte, bemerkten wir zwei Backpacker, die am Strassenrand neben unserem Wagen hockten. Was machen zwei Backpacker ohne Auto ohne alles in the middle of nowhere?? Eine viertel Stunde später saßen die beiden Russinnen Ola und Masha bei uns im Wagen und wir fuhren gemeinsam Richtung nepalesischer Grenze. Die beiden durchgeknallten Russinnen sind aus dem Ural und sind seit Wochen mit dem Zelt quer durch Rußland, China und Tibet unterwegs, ohne Permit natürlich und nur mit Hitchhiking. Auch wenn beide wenig Englisch sprachen, hatten wir doch irgendwie viel Spaß zusammen, haben  uns Reisegeschichten erzählt, Olas wundervolle Fotos angeschaut (Ola ist Fotografin und hat mehr Objektive als Schlübber dabei) und gemeinsam die wunderschöne Landschaft genossen.

Ola und Masha     alle-zusammen

Am Nachmittag dann der erste ungewollte Stop: road construction work. Nun gut, dann warten wir halt ein Weilchen. ‘only 15 minutes, then we can go ‘ sagte unser Guide hoffnungsvoll. Das Weilchen weitete sich zu mindestens 3 Stunden aus, da wir erst warten mussten, bis die Strasse geteert war und alle Arbeiter nach Hause gingen. Mittlerweile war es 19Uhr und wir hatten noch richtig Strecke vor uns.

bus     Haarewaschen

kleiner Junge     tibetische Frau

Einige Zeit später erreichten wir die Ortschaft Nyalam. Sie liegt sozusagen am Ende des tibetischen Hochplateaus, wo alles noch karg und verlassen ist und von wo aus sich eine schmale Strasse eine grüne, tropische Schlucht von 5.000m Tiefe entlang des Hangs hinunter nach Nepal windet. Der Kontrast könnte nicht grösser sein, wie zwei verschiedene Welten wirkte das Erreichen der Schlucht mit seinen hunderten Wasserfällen, Bananenstauden am Strassenrand und dem plötzlichen feuchttropischen Klima. Die Strassenverhältnisse an sich sind schon absolut miserabel dort, aber nun während der Monsunzeit sind Teilabschnitte der Strasse kaum passierbar. Und neben unserem Autoreifen ging es stets mehrere tausend Meter tief in die enge Schlucht hinunter. Unweigerlich war man an die Strasse in Bolivien nach Coroico hinunter erinnert.

Aber unser Fahrer meisterte jede noch so enge Kurve und jeden Wasserfall, auch wenn es draußen mittlerweile stockduster wurde und wir bei dem funzeligen Scheinwerferlicht unseres Minivans kaum die Strasse erkennen konnten. Augen zu und durch, haben es ja bald geschafft – dachten wir. Gegen 20.30Uhr wurden wir ca. 10km vor dem Grenzort Zhangmu von einer endlosen Schlange on mindestens 50 Jeeps gestoppt. Wir liefen gemeinsam mit unserem Guide bis nach vorne und stellten fest, dass dort am Hang eine richtige kleine Strassenarbeiterstadt errichtet war mit Zelten und allem und dass dort eine Art Tunnel gebaut wurde, damit der Wasserfall während der Monsunzeit nicht immer die Strasse zerstört. Wie kleine Ameisen wuselten dort Arbeiter, Männer sowie Frauen, die mit Maschinen aus dem letzten Jahrhundert versuchten, diese Art Tunnel zu bauen. Wir richteten uns also darauf ein, dass wir ggf. die Nacht im Wagen verbringen müssten. Ola und Masha hatten bereits ihre Schlafsäcke herausgeholt und es sich hinten im Auto bequem gemacht. So versuchten wir wenigstens ein Auge zu zumachen. Ein paar Stunden später, gegen Mitternacht vielleicht, kamen uns plötzlich Jeeps entgegen. Die Strasse war also offen. Irgendwann konnten auch wir die Fahrt fortsetzen – endlich. Doch die Baustellenstrasse war fast nicht passierbar ohne 4WD und so schrabbelten wir mit dem Unterboden und Auspuff unseres Minivans über riesen Steine und fuhren durch  tiefe Schlammlöcher weiter die Strasse hinunter nach Zhangmu. Wir erreichen weit nach Mitternacht den Ort und stiegen in einem der schäbigsten Löcher ab, die wir bis dato gesehen haben. Dieser feucht modrige und muffelige Geruch nach Schimmel überall bescherte uns eine miese Nacht. Unser Abendbrot bestand auch nur aus einem Pott Trockensuppe und ein paar Keksen.

Wir waren mehr als froh, am nächsten Morgen auch ohne Frühstück im Bauch diesen Ort des Grauens zu verlassen.  Kurz unterhalb von Zhangmu war vor einer Brücke über die Schlucht der Grenzposten. Anstellen bei Foreigners! Die Schlange war nicht wirklich lang, ein paar Backpacker und eine riesige Reisegruppe aus Korea vor uns. Dies war übrigens der chinesische Grenzübergang, nicht der nepalesische Checkpoint und es wurde alles gefilzt auf der Suche nach verbotener Literatur oder irgendetwas Tibetischem. Bücher wie der Lonely Planet Tibet gehören zur verbotenen Literatur und werden umgehend konfisziert. So versuchte Nils unseren Tibetreiseführer ganz unten in Rucksack zu verstecken. Glück gehabt. Nach drei endlosen Stunden, aber auch netten Gesprächen mit anderen Backpackern aus Schweden, Holland und der Slowakei, verabschiedeten wir uns von unserem Guide, drückten ihm unser letztes chinesischen Geld in die Hand und überquerten mit einem guten Gefühl die Brücke über die Schlucht nach Nepal.

Zhangmu     Grenzübergang

Nils&Kabir     way to kathmandu

Zuvor hatten wir beim Schlangestehen einen nepalesischen Typen kennengelernt, der in Kathmandu lebt. Wir machten gleich mit ihm aus, gemeinsam ein Taxi (4WD) für die 4stündige Fahrt nach Kathmandu zu nehmen. Er wurde allerdings eine Stunde vor uns einfach an der Gepäckkontrolle durch gewunken. Er hatte aber tatsächlich am anderen Ende der Brücke auf uns gewartet, hat mit uns den nepalesischen Checkin am Grenzübergang gemacht und einen Fahrer organisiert. Nach dem Visacheck fanden wir uns umgehend in der Krankenstation wieder mit einem pekigen alten Fieberthermometer unterm Arm, das wohl schon unter hunderten nepalesischer Achseln an dem Tag klebte, ohne gesäubert worden zu sein. Nun gut. 97 Fahrenheit wurde in meinen Pass geschrieben. Keine Schweinegrippe. Und Nils? Wie ein Wunder war sein Fieber seit wir die Höhe verlassen hatten weg. Wir wollten lieber nicht wissen, wie die Quarantänestation aussieht…

Ab in den Jeep Richtung Kathmandu. Unser netter Begleiter Kabir arbeitet als Personalmanager bei Radisson und ist wirklich ein feiner Kerl und wir haben viel über Land und Leute von ihm erfahren auf der Tour. Heut abend wollen wir uns auf ein Bierchen mit ihm treffen. Die Landschaft war wirklich wundervoll, alles grünt und blüht hier und es ist wieder buntes Treiben auf den Strassen. Der Kontrast zu Tibet wurde uns in diesem Moment erst richtig deutlich. Tibet wirkte sehr traurig, ein wenig düster und verlassen. Nepal hingegen ist unglaublich fröhlich, bunt und lebendig.

kathmandu valley

Nun sind wir also in Kathmandu, wohnen im Tibet Guest House und lassen mal Fünfe gerade sein…das haben wir uns verdient nach der Tour durch Tibet!!

Neue Fotos werden auch gerade bei Flickr eingestellt!!