Eine Woche ist vergangen, in der wir zur Abwechslung mal eine Menge erlebt haben. Die Zeit am Strand war toll, die Kinder haben das Meer genossen. Aber ein bisschen was Neues tut auch mal gut. Also ging es am vorletzten Sonntag, nach einer Woche Camping in Moliets et Maa erstmal Richtung Süden nach Saint Jean de Luz. Sehr hübsch aber auch sehr touristisch. Allerdings scheinen hauptsächlich Franzosen hier zu urlauben, der Standstrand vollgepackt mit Menschen, Eisstände, Restaurants und Kinderclubs, wo man tatsächlich für mehrere Stunden bzw. einen ganzen Tag seine Kinder abgeben kann. Die Eltern brutzeln in der Sonne, entspannen sich, die Kinder vergnügen sich im Kinderclub mit Rundumbetreuung. Die Idee ist nicht schlecht, sollte man mal in Timmendorf oder Sankt Peter-Ording einführen 😉
Unser Campingplatz lag etwas außerhalb am Rande von Saint Jean de Luz, traumhaft auf einem kleinen Grünstreifen oberhalb der rauhen Felsküste. Schon dort ging alles sehr persönlich zu, kleiner Campingplatz, jeder kennt sich, traumhafter Sonnenuntergang und vor allem Babyphonreichweite bis zur nächsten (und einzigen!) Tapasbar. Ebba durfte mal wieder länger aufbleiben und ist mit uns essen gegangen….leeeecker!!!
Und Helle hat brav auf den Bulli aufgepasst. Wir hatten einen Stellplatz mit direktem Blick aufs Meer. Zum Frühstück mit Baguette, Croissont und Pain au Chocolat konnten wir den Wellenreitern bei ihrer Earlymorningsession zusehen. Was für ein guter Start in den Tag…
Vollgepackt war unser nächstes Ziel der Col de Saint Ingnace – La Rhune. Von dort aus fährt eine uralte Zahnradbahn 35 Minuten lang auf den Berggipfel La Rhune (905m). Wir mussten eine knappe Stunde anstehen, bevor wir ein Ticket ergattert hatten, aber die vorherige Parkplatzsuche samt Fußmarsch zur Bahnstation hatte mindestens genauso lange gedauert. Die Stimmung war hungrig bis superhungrig. Wie gut, dass Mama Baguette und „Fettkekse“ eingepackt hatte. Seit kurzem heißen TUCs nämlich Fettkekse bei uns. Ebba liebt nämlich die Kekse in der gelben Packung. Ich hab ihr schon mehrfach erklärt, dass es die nur ab und zu gibt und total fettig sind….ein paar Stunden später fragt sie mich „Mama, darf ich nen Fettkeks?“ Seit dem heißen sie nur noch Fettkekse bei uns…
Mit Fettkeksen im Bauch fuhr uns „Le petit train de La Rhune“ also auf 905m. Die Fahrt bot uns herrliche Ausblicke auf die Ausläufer der Pyrenäen und auf der anderen Seite auf den Atlantik, Saint Jean de Luz und Biarritz. Es gab dort oben Wildpferde, Ziegen und Schafe, Smartieseis und Omelette Espagnol. Wie gerne wären wir von dort aus ins Tal gewandert, aber damit müssen wir wohl noch ein paar Jahre warten…jedenfalls scheint Ebba nicht wirklich wanderaffin zu sein, sie mag lieber getragen oder geschoben werden. „Aber Helle darf auch immer in der Karre sitzen…“ …uuuäääähhhh….
Der Nachmittag reichte noch für die Campingplatzsuche. Unser Nachtlager haben wir in Cambo les Bains aufgeschlagen. Nichts Dolles, aber sauber und anständig.
Seitdem wir Moliets et Maa verlassen haben, schlafen wir alle vier im Bulli, nicht mehr zwei im Zelt und zwei im Bulli. Das klappt eigentlich ganz prima, mittlerweile ist es eine Woche, die wir so touren. Es ist halt viel Gepacke und Rumgeräume, bis alles seinen Platz hat. Meistens kommen wir erst spät auf dem Campingplatz an, es muss Abendbrot gemacht werden und beide Mäuse ins Bett gebracht werden. Und schwupps ist es 23 Uhr. Da fallen wir nach zwei Bier und du Vin rouge auch totmüde ins Bett.
Nach einer ruhigen Nacht in Cambo les Bains ging es nun ab in die Pyrenäen. Und wie es der Zufall so wollte, war zeitgleich mit uns die Tour de France in den Pyrenäen. In Mauléon Licharre hatten wir an der Strecke unser Lager aufgeschlagen und geduldig mit vielen Franzosen, Baguette, Thunfisch und Kaffee auf die Karawane gewartet.
Für alle nicht so Tour de France Begeisterte…die Karawane ist ein riesengroßer Werbezug, der ca. eine Stunde vor dem Feld über die Strecke rollt. Es war schon gigantisch, das Ganze mal mit anzusehen. Ebba war natürlich schwer begeistert, als Micky Mouse in überdimensionaler Größe auf einem Autodach fuhr und nette Damen gaaaanz viel Süßzeug aus dem Auto warfen. Egal ob Gummizeug, Minipackungen Madleines, Schlüsselanhänger oder Kappen von Festina…Ebba hat sich gefreut, als wäre Geburtstag, nur ohne Auspacken.
Das Fahrerfeld war auch dementsprechend langweilig für sie. Eine geschlagene Stunde später, bei gefühlten 40 Grad in der prallen Sonne, zogen die beiden Spitzenreiter zwölf Minuten vor dem Hauptfeld in atemberaubendem Tempo an uns vorbei. Foto des Tages von Nils: Miss Moneypenny mit den Kinder und mir UND dem Maillot Jaune. Leider ist der Deutsche Tony Martin zwei Tage zuvor in Gelb wegen eines Schlüsselbeinbruchs ausgestiegen. Toll wars trotzdem.
Unser Nachtlager schlugen wir am Abend in Lourdes auf. Ein schnuckeliger Campingplatz oberhalb der Stadt, genauso persönlich wie die Plätze in den Tagen zuvor. Der Campingplatzbesitzer lieh Nils sein Fahrrad zum Brötchenholen, weil wir es von den großen Campingplätzen gewohnt waren, dass es keine Baguettevorbestellung benötigte. Jetzt sind wir schlauer!
Erst als wir uns am nächsten Tag auf den Weg in die Stadt Lourdes machten, um noch mal die Karawane der Tour den France zu bestaunen (Ebbas Wunsch, weil dort ja immer Süßzeug vom Himmel fällt), wurde uns deutlich, was Lourdes für eine „besondere“ Stadt ist – einer der weltweit meistbesuchtesten Wallfahrtsorte. Die Stadt war übersät von Souvenierläden, die kleine bis große, leere Flaschen und Kanister verkauften. Wofür? Heiliges Wasser? Ach so, ja, schon mal von gehört. So spazierten wir entlang der Burg hin zur architektonisch wundervollen Basilika Notre Dame de l’Immacullée Conception, der Rosenkranzbasilika und zur Basilika Saint Pie X. Diese unterirdisch gelegene Basilika ist atemberaubend – muss man gesehen haben! Seitlich hinter der Basilika lag dann die heilige Grotte mit dem heiligen Quellwasser, wo die heilige Bernadette die „Unbefleckte Empfängnis“ in Form einer weiß gekleideten Frau gesehen hatte. Das heilige Quellwasser konnte man dort dann völlig unspektakulär aus Wasserhähnen zapfen und sich in seine abertausend kleinen Fläschchen abfüllen. Sehr kurios! Haben wir aber auch gemacht: Heiliges Kühlwasser für Miss Moneypenny 😉
Nils Waschung mit heiligem Quellwasser…ob das gegen Haarausfall hilft? 😉
Am Abend beim Einkauf im örtlichen Carrefour haben wir dann noch einen großen Teil der Karawane getroffen. Die Hühner müssten getankt werden, Mickey Mouse in die Waschstrasse…und Ebba hat immer noch gewunken, als gäbe es gleich Süßes.
Die Temperaturen lagen auch an diesem Tag wieder weit über 30 Grad. Da half am Nachmittag nur noch eine Abkühlung im Lac de Lourdes und ein großes kühles Bier. Noch eine letzte Nacht auf dem gemütlichen Campingplatz von Lourdes, dann starteten wir Miss Moneypenny für die Berge.
Auserkorenes Tagesziel: Das kleine Bergdorf Barèges auf 1250m, letzter Ort vor dem legendären Col du Tourmalet. Kurz nach den ersten Anstiegen Richtung Barèges fing Miss Moneypenny schon an, Hitzewallungen zu bekommen. Zu dem kräftezehrenden Aufstieg unserer alten Lady samt Besatzung und voller Ladung kam auch noch die brütende Hitze von ca. 35 Grad gegen Mittag. Also hieß es nach Blinken der roten Temperaturanzeige erstmal Pause am Straßenrand.
Hinten am Bulli brodelte es mächtig, als würde im Kühlwasserbehälter ein Sturm toben. Jetzt bloß nicht die Verschlusskappe öffnen…aber wir sind ja Motorschadenerprobt und wissen, dass man nur ne halbe Stunde warten muss und dann einfach weiterfahren kann. Wir haben uns erstmal in den letzten Ort bergab rollen lassen und am dortigen idyllischen Flussufer Picknick gemacht.
Und nun? Obwohl wir uns eigentlich gewünscht hatten, zum Pic du Midi hinauf zu fahren mit der Gondel und die Ausblicke auf die Pyrenäen zu genießen, sagte uns unser Verstand, nein, lieber wieder zurück ins Flachland. Und so machten wir uns schweren Herzens auf den Weg zurück Richtung Lourdes. Ich weiß nicht, wer oder was uns geritten hat, aber nach 10Km bergab schauten wir uns an „Das kann es doch jetzt nicht gewesen sein, oder? Los, umdrehen. Wir versuchen es noch mal!“ Ja, war wohl eine bekloppte Entscheidung, aber wenn man so kurz vor seinem Ziel ist, möchte man nicht einfach umkehren, ohne es noch mal versucht zu haben. So schob sich Miss MP also im Schneckentempo die Bergstrecke hinauf Richtung Barèges. Anhalten, es brodelte am Heck, Pause…weiterfahren, Pause…
Laut Navi nur noch 4 Minuten bis zum Campingplatz La Ribère. „Ok, das schaffen wir noch, oder?!“ Wir haben es geschafft. Es waren 4 endlose Minuten und gefühlte 500 Höhenmeter. Aber wir wurden mit einem tollen Campingplatz am Flussufer zwischen den Bergen mit wundervollem Ausblick belohnt. Der Campingplatzbesitzer hatte uns auch gleich ins Herz geschlossen, als er unsere alte Miss MP sah. „Sind doch nur 11km bis zum Col du Tourmalet. Dann haltet ihr eben alle 4 km an und macht Pause.“ Super Idee. Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer kleinen Wanderung in das nette Bergdörfchen, bis ein unglaubliches Unwetter über uns hereinbrach. Wir schafften es noch bis zum Campingplatz, ohne völlig durchnässt zu sein, als es dann überging in Weltuntergangsstimmung. Ebba freute sich, dass wir alle sicher sind, und irgendwie war es auch gemütlich in unserem Bulli.
Trampolinspringen mit Ausblick. Egal wo wir ein Trampolin sehen, Ebba ist nicht mehr zu bremsen
Der folgende Tag startete mit Sonnenschein und tollen Ausblicken zum Frühstück. Tagesziel für heute sollte dann doch der Col du Tourmalet sein und die Strecke nach La Mongie zur Talstation der Gondel zum Pic du Midi (2877m).
Hochmotiviert starteten wir die kommenden 16 Kilometer. Nach 4 Kilometern mussten wir bereits das erste Mal anhalten. 30 Minuten Pause in traumhafter Kulisse.
Im Minutentakt fuhren Radfahrer an uns vorbei, die alle den Col du Tourmalet als Ziel hatten. Was für eine Quälerei. Das dachte sich sicher auch Miss MP. Der zweite temperaturbedingte Stopp war nicht wesentlich weiter. Kurz oberhalb einer Skiliftstation mit Restaurant mussten wir wieder pausieren.
In diesem Moment siegte dann doch der Verstand. Ich „Und wenn wir per Anhalter hoch fahren?“ Nils „So’n Quatsch, Floh!“ Keine halbe Stunde später parkten wir unseren Bulli auf dem Restaurantparkplatz des Skilifts und reckten alle drei den Daumen in die Höhe.
Nach höchstens 10 Minuten hielt ein cooler Typ an, der Fotograf und Paraglider war und zu einem Fotoshooting musste. Er brachte uns direkt zum Ticketschalter der Gondel zum Pic du Midi. Na, das hat doch super funktioniert. Die Freude währte nicht lange. Am Ticketschalter machte man uns klar, dass es doch unmöglich (unverantwortlich?) sei, sein einjähriges Kind mit in die Gondel zu nehmen. Wat nu? Nils überließ mir großzügig den Vortritt, mit Ebba alleine zum Pic du Midi auf 2877m zu fahren. Das war ein wirklich unvergessliches Erlebnis! „Mama, haben die Eis da oben? Oder kann ich Pommes haben?“ „Mäuschen, wir fahren da hoch, um uns die Berge anzusehen…“ Verständnisloses Schweigen….“…aber wenn es da oben Eis gibt, kann ich dann eins haben?? Ja, Mama??“ „Ja, Maus, wir zahlen jetzt 36€ für die Gondelfahrt zur höchstgelegensten Eisliebe…“ Ebba hat natürlich ihr Eis bekommen und Mama ein paar atemberaubende Ausblicke auf die Berge der Pyrenäen. Herrlich!! Nilsi verbrachte derweil die Zeit mit Hellchen in einem schönen Restaurant avec Filet Mignon et des Frites et beaucoup de Pression. Danke fürs Warten
Mittlerweile war es 15Uhr und wir mussten uns auf den Rückweg zu Miss MP machen. Also Daumen raus. Das dritte Auto, das kam, hielt an, und obwohl die Frau mit ihren beiden Söhnen direkt in La Mongie wohnte, brachte sie uns zur Skistation, wo Miss MP sehnsüchtig auf uns wartete. Très gentilles, les Francais!! Nach einer lange versprochenen Portion Pommes und einer Runde Trampolin warfen wir unsere alte Lady an und machten uns auf den Weg ins Tal. Kurzer Stop und Pläuschchen auf dem Campingplatz La Ribère, dann ging es weiter.
Aber wohin? Noch mal an die Küste, wäre doch schön, noch ein paar Tage dort zu verbringen und zu entspannen, bevor es zurück nach Hause geht. Gesagt getan, machten wir uns auf den Weg Richtung Küste. Genächtigt wurde bei gefühlten 35 Grad auf einem urigen Campingplatz in Saint Justin. Stellplatz neben dem Spielplatz. Das war super zum Auf- und Abbauen bzw. Ein- und Auspacken. Nach Saint Justin kam dann noch eine Nacht in Audenge am Becken von Arcachon.
Eigentlich wollten wir noch irgendwo an der Küste für ein paar Tage bleiben, aber nun ist Hauptferienzeit der Franzosen und alles endlos überfüllt. Wir haben uns noch einen Platz nahe der Dune de Pyla angesehen, aber nach der Zeit in den Pyrenäen erschien uns dieser Massentourismus dort am Meer eher unsympathisch. Ein neuer Plan musste her. Mein Papa hatte uns bei unserem letzten Telefonat das Perigord wärmstens empfohlen. Also auf nach Perigueux.
Die Temperaturen sind noch immer über 30 Grad hier, im Auto ohne Klima für die Kinder schon sehr anstrengend. Aber auch das hat geklappt. Wir hatten uns im Internet einen Campingplatz südlich von Perigueux rausgesucht, ohne zu wissen, was dort auf uns wartete. Little Holland!! So etwas haben wir noch nicht gesehen. Der freundliche Typ an der Rezeption konnte nur Holländisch und Englisch „Sorry, my French is very bad!“ Der Campingplatz war ausschließlich von holländischen Familien bewohnt, drei Belgier und einen Spanier hatten wir gesehen. Sonst nur Oranjes. Der Bereich für Campervans war wie so ein kleines Hippidorf…10 Minuten nach unserer Ankunft saßen schon zwei kleine holländische Mädchen auf Ebbas Spieldecke. Der Rest des Campinplatzes war allerdings völlig überfüllt, Spaßbad mit Rutschen, Restaurant mit gestressten Kellnern und Minidisco mit 50 kreischenden kleinen Holländern. Das war zuviel für uns…
Seit gestern haben wir nun unsere Zelte im Perigord Noir aufgeschlagen, sind umgeben von Schlössern und Burgen, Wäldern und Weingütern. Der Platz ist herrlich ruhig, schattig und entspannt. Heute Nachmittag werden wir eine Bootsfahrt auf der Dordogne machen…und am Donnerstag geht es dann leider wieder Richtung Hamburg. Ein bisschen freuen wir uns aber auch auf Zuhause. Nicht nur Ebba vermisst ihre Freunde, auch wir freuen uns auf unsere Familien und Freunde!!
Das Internet ist hier momentan nicht so doll, daher habe ich vorerst kaum Bilder eingefügt, sondern nur den Bericht geschrieben. Schaut in den nächsten zwei Tagen einfach noch mal rein, dann lade ich all die tollen Impressionen in den Blog
À tout a l’heure… Floh & Co.