Regen, Regen, Regen… so begrüßte uns Neuseelands Norden am letzten Dienstag. Nach sieben wunderschön sonnigen und z.T. sogar heißen Wochen in Australien fällt es uns umso schwerer, uns an das Wetter zu gewöhnen.
Wie war unser ‚Trip along the Great Ocean Road‘?? Traumhaft!!! Wir hatten uns einen kleinen Wagen gemietet und sind für die verbleibenden Tage unserer Australienzeit die Küste und seine kleinen, in wunderhübschen Buchten gelegenen Örtchen abgefahren.
Eigentliches Highlight der Tour sollten die ‚Zwölf Apostel‘ sein, diese unglaubliche, natürliche Felsformation vor der Küste Virginias. Diese Limestone Skulpturen im Ozean waren ehemals Festland und wurden über Jahrhunderte von den Wellen des Ozeans ausgewaschen und vom Festland getrennt. Erst im letzten Jahr ist einer der Apostel in sich zusammen gestürzt. Als wir den ersten Apostel sichteten, waren wir schwer begeistert. Es war mittlerweile schon früher Nachmittag, am Himmel wechselten sich Sonne und Wolken immer wieder ab, sodass die im Ozean stehenden Felsen alle paar Minuten in unterschiedlichsten Schattierungen vor uns standen. Ich weiß nicht, wie viele Fotos wir dort gemacht haben, aber dieser Ort ist einfach unglaublich fotogen.
Entlang des Ozeans schmiegt sich die Great Ocean Road an die zerklüftete Küstenlinie, führt durch kleine Wälder, Berge hinauf und hinab, bis sie wieder auf einen der traumhaften Lookouts trifft. Man kann sich einfach diese Küstenstrasse entlang treiben lassen, gut und gerne einen ganzen Tag, und kann immer wieder kleine Wanderungen von Lookout zu Lookout machen. Dort gibt es dann z.B. die ‚Caves‘ und das ‚Blowhole‘, die ‚London Bridge‘ oder die ‚Loch Ard Gorge‘, die zum Teil durch kleine buschartige Wanderwege mit umwerfenden Blicken hinaus aufs Meer miteinander verbunden sind.
Der Hauptaussichtspunkt hingegen ist ein Stelldichein von Japanern, Chinesen, Indern, Deutschen und noch mehr Touristen und nimmt der ganzen Szenerie ein wenig den Charme.
Gepaart war das Ganze dann noch mit dem ständigen Brummen der Hubschrauber, die im 15min Takt landeinwärts der Great Ocean Road zum Rundflug abhoben. 95$ für zehn Minuten hoch oben über der Küstenlinie. Möchte man allerdings etwas niedriger über die Zwölf Apostel fliegen, musste man mindestens noch mal 35$ oben drauf legen. Nach einem kurzen Besuch auf der überdimensionierten Besucherplattform inmitten hunderter neugieriger, mit Kamera bewaffneter Touristen, fuhren wir einfach ein paar Kilometer weiter westwärts und hatten nun wieder wunderschöne Ausblicke für uns ganz allein ;-).
Auf der Besucherplattform wollten wir es uns aber dennoch nicht entgehen lassen, ein Foto von uns gemeinsam vor den Aposteln machen zu lassen. Wir fragten also eines der netten skandinavischen Mädels neben uns, ob sie ein Foto vor den Aposteln von uns machen könne. Als wir uns später das Foto ansahen, hatte die Gute es wirklich geschafft, keinen einzigen Apostel auf das gesamte Foto zu bekommen, nur Nils und mich – reife Leistung.
Hier haben wir auch unsere letzten Wicked Camper gesehen, die wir Euch natürlich nicht vorenthalten wollen:
‚I can already imagine the gaffa tape on your mouth.‘
‚Honk if you married the wrong sister.‘
‚I have a PhD in Accessories.‘
Übernachtet wurde in Port Campell in einem kuschligen Motel. Am nächsten Morgen sollte es dann für uns eigentlich über die Inlandroute zurück nach Melbourne gehen, aber das Wetter hatte so gut mit uns gemeint, dass wir kurzerhand entschieden, den Tag und eine weitere Nacht an der Küste zu verbringen und den Mietwagen kurz vor Abflug nach Neuseeland in Melbourne abzugeben.
Ziel des Tages war statt Melbourne nun also ‚Warrnambool‘. Diese kleine Stadt ist bekannt für sein ‚Whale Nursery‘. Angeblich sollen hier mehr als acht verschiedene Arten von Walen jedes Jahr während der Saison (Mai – Oktober) hundert Meter vom Strand entfernt im Wasser ihre Kleinen ‚aufziehen‘. Nun gut, dachten wir, dann wollen wir mal hoffen, dass wir Glück haben und vielleicht einen Wal sehen. Wir hatten ja bereits beim Segeln der Whitsunday Islands und in Byron Bay ein paar Wale aus Kilometern Entfernung gesehen, lediglich durch die Fontäne und eine herausschauende Schwanzflosse zu erkennen. Der Ozean schien an diesem Tag wie glattgebügelt, kaum Wind und wunderschöner Sonnenschein. Als wir Warrnambool erreichten, war natürlich die über den Strand gebaute und sich in den seichten Hang schmiegende Aussichtsplattform für Besucher unser erstes Ziel. Es waren vielleicht 20 – 30 andere Walsuchende dort, die gebannt auf den Ozean schauten. Unsere Blicke suchten den Horizont nach einer Schwanzflosse oder einer Fontäne ab – nichts. War ja klar, warum sollten auch gerade heute Wale hier sein. Schon etwas müde deutete ich auf etwas Schwarzes vor der Brandung am Strand: „Nee, ist nur ein Stein oder so.“ murmelte ich enttäuscht vor mich hin, als der Stein auf einmal begann, uns fröhlich mit seiner Flosse zuzuwinken. Ein Wal!!! Zwei Wale!! Und noch einer und noch einer…und plötzlich wurde uns klar, dass die Wale direkt vor uns, vielleicht 50 Meter vom Strand entfernt, sich im Wasser sonnten, sich alle paar Minuten von einer Seite auf die andere drehten und keine Anstalten machten, fortzuschwimmen. Das hatten wir beide noch nie in unserem Leben gesehen. Einfach unglaublich. Ich kann es gar nicht sagen, wie lange wir dort oben standen und den Walen beim Planschen zugesehen haben. Der Anblick dieser Riesentiere war einfach atemberaubend und irgendwie berührend zugleich. Es waren wohl insgesamt sechs oder sieben Wale, die dort vorne im seichten Wasser vorm Strand den sonnigen Tag genossen. Wir schossen Fotos, bis unsere 4GB Speicherkarte voll war.
Unseren letzten Abend in Australien haben wir in einem netten Restaurant in Warrnambool bei Steack&Chips und einem Bierchen ausklingen lassen. Mittlerweile hatte es auch hier angefangen zu regnen, wie überall auf unserer Tour am Tag vor der Abreise. Sehr eigenartig.
Gegen 5.30Uhr am nächsten Morgen im ‚Earl Tree Motel‘ klingelte unser Wecker. 6Uhr Abfahrt nach Melbourne, das ca. 3,5 Autostunden von Warrnambool entfernt liegt. Die Straßen waren an diesem Morgen recht leer und wir kamen gut voran. Um 10Uhr sollte unser Wagen wieder bei der Autvermietung vor der Tür stehen. Um 12Uhr sollte unser Airport Pickup vom Hostel in Melbourne abfahren, wo wir die Hälfte unserer Klamotten gelassen hatten während unserer Tour an der Küste. Nils drückte ordentlich aufs Gas, damit wir diesmal pünktlich (nicht wie in Brisbane!) zurück sind, was sich allerdings als keine so schlaue Idee erwies. Ungefähr eine Stunde vor Melbourne passierten wir einen verschlafenen Ort im Nirgendwo, Nils überholte kurzerhand noch mal unerlaubterweise auf der linken Seite einen Wagen, der sich anscheinend an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten schien, um dann weiter auf den Highway Richtung Melbourne zu düsen. Nils sah nur, wie der weiße Wagen hinter uns beschleunigte und da sprangen auch schon die bunten Lichter des Polizeiwagens an und deuteten uns, doch bitte mal kurz anzuhalten. Holy shit! Das hatte gerade noch gefehlt. Der Officer war recht freundlich und wies Nils darauf hin, dass er statt der erlaubten 100Kmh mehr als 140Kmh gefahren sei. Fahrzeugpapiere etc. wurden überprüft. Warum wir denn so schnell fahren würden, fragte der Officer. Naja, unser Flieger geht gleich und wir müssen uns beeilen, sagten wir beschämt. Bei mehr als 40Kmh über Speedlimit müsse er uns normalerweise den Wagen abnehmen. Schock! Er schien ein wirklich menschlicher Policeofficer zu sein und trug in das Knöllchen nur eine Überschreitung von 15Kmh ein, was uns allerdings schlappe 235$ kosten sollte, zu bezahlen in den nächsten sechs Wochen per Überweisung. „But we’re leaving Australia today.“ sagte ich kleinlaut. Da meinte er nur kurz und knapp: Wenn er an unserer Stelle wäre, würde er das Ticket nicht bezahlen, es verjährt nach fünf Jahren und wir sollten einfach in den nächsten fünf Jahren nicht nach Australien zurück kommen. 😉 Wenn der Officer das schon vorschlägt…
Pünktlich um 10Uhr lieferten wir den Wagen ab und erreichten auch pünktlich unseren Flieger nach Auckland. Goodbye Australia – New Zealand here we come!!!
Spätabends erreichten wir ein bißchen müde Auckland und unsere Freemans Lodge nahe des Zentrums gelegen. Den nächsten Tag verbrachten wir mehr oder weniger mit der Suche nach dem richtigen Mietwagen, den wir kurz vor Ladenschluß dann endlich gefunden hatten. Bereits am nächsten Morgen ging es für uns ‚on the road again‘ nordwärts Richtung Whangarei.
Wie gesagt, es regnet jeden Tag hier und das schlägt mittlerweile schon ein wenig auf die Stimmung. Man muß sich mehr oder weniger von einem Schauerloch zum nächsten hangeln, dann schnell wieder in unseren kleinen roten Flitzer und weiterfahren.
Nachts regnet es meist die komplette Nacht durch. Auch wenn morgens die Sonne scheint, kann es mittags schon wieder wie aus Eimern schütten. Aber wie auch schon Hundertwasser sagte: ‚Each raindrop is a kiss from heaven!‘ (Die worldfamous Toiletten von Hundertwasser haben uns allerdings nicht umgehauen!)
Neuseeland teilt sich geographisch in die Nord- und die Südinsel. Es gibt leider keine große Brücke, die die beiden Inseln miteinander verbindet und so muß man wohl oder übel die recht teuren Fährkosten für das Auto in Kauf nehmen.
Eigentlich hatten wir 1-1,5 Wochen für die Nordinsel und 2,5-3 Wochen für die Südinsel geplant, aber die Zeit verfliegt wieder einmal und so haben wir bis dato erst alles nördlich von Auckland gesehen und sind nun seit Montag hier in Rotorua am Lake Rotorua, wo unser Kiwi Sam wohnt und arbeitet. Rotorua sitzt sozusagen auf heißen Quellen, die gesamte Stadt stinkt nach Schwefel, aber so richtig scheint das keinen hier zu stören. Wir haben uns jedenfalls noch nicht an den ständigen Stinkbombengeruch gewöhnt. Überall im Ort dampft und blubbert es, es gibt endlos viele Hot Spas und Geysire, die Touristen in Scharen anlocken.
Northland ist von der Ostküste bis hinüber zur Westküste ein wunderschönes Fleckchen Erde mit riesigen Kauriwäldern und traumhaften Stränden. Die Straßen winden sich durch die hügelige Landschaft, durch immergrüne Wiesen, die voller Kühe und Schafe sind.
Ein wenig erinnerte uns der Anblick der Natur hier an die Schweiz. Alles scheint so friedlich und dünn besiedelt, wunderschöne Natur, so weit das Auge reicht, bestückt mit vereinzelten Traumhäusern wie in Rusamunde Pilchers Filmen ;-).
Die ersten beiden Nächte haben wir bei Mike und Karen im ‚Pilgrim Planet‘ verbracht. Am liebsten wären wir noch geblieben, weil es sich dort wie Zuhause angefühlt hat. Die Zimmer sind wunderschön mit viel Liebe und vor allem Stil eingerichtet worden von den beiden. Es gibt einen großen gemütlichen Wohnzimmerbereich mit angrenzender Küche, wo wir Mike und Karen und die kalifornischen Gäste Donna und Al kennengelernt haben. Wer also jemals in Northland Urlaub machen sollte, darf einem Besuch im Pilgrim Planet bei Mike&Karen auf keinen Fall verpassen. Mama, hab Euren Besuch in Neuseeland bei Mike&Karen schon angekündigt ;-).
Erst bei einem genaueren Blick auf die Gesamtkarte Neuseeland haben wir festgestellt, dass wir noch gar nicht weit gekommen sind. Die Straßen sind so klein, so kurvig und vor allem schlecht ausgeschildert, dass man Stunden damit verbringen kann, von einem Ort zum nächsten zu kommen. Unterwegs haben wir es uns aber nicht entgehen lassen, eine der verlassenen Goldminen zu besuchen, die versteckt in den Bergen nahe Waihi liegen. Entlang der Schienen sind wir einige der Tunnel bis weit hinein in den Berg gegangen. Wirklich sehr sehenswert.
Nun sind wir bereits auf dem Weg Richtung Südinsel und machen Stop in Rotorua. Gestern waren wir mit Sam Raften. Er arbeitet hier in Rotorua als Guide für ‚Kaitiaki Adventures‘ (www.raft-it.com), macht in der Hochsaison täglich bis zu sechs Touren und verdient sich eine goldene Nase dabei. Ich hab meine Raftingerlebnisse schon hinter mir und hab dafür gemeinsam mit Aimee Fotos von den Jungs gemacht, wie sie sich einem 7m Wasserfall (Grad 5) hinunter gestürzt haben. Awesome! Nils durfte das Ganze sogar for free genießen. Danach gabs ein paar Bier und lecker Dinner gemeinsam mit Sam in town.
Heute Abend geht es ins benachbarte Maoridorf Te Puia zur ‚TE PO – indigenous evening experience‘. Der Abend beginnt mit einer traditionellen Maorizeremonie im Te Heketanga-a-Rangi, einem Konzert (Waiata) und einer Challenge (Haka) und endet mit einem traditionellen Hangi (Abendessen). Wir sind gespannt, was uns da erwartet.